Die Mitgliedschaft in der Hitlerjugend war bis 1939 freiwillig und wurde dann nur für einzelne Jahrgänge verpflichtend. Trotzdem schlossen sich ihr bis 1939 über 80 Prozent der Jugendlichen an. Dies geschah durch eine Mischung aus Werbung, Attraktivität, Druck und Zwang. Wie nah der Nationalsozialismus den Jugendlichen vor Ort kam, war höchst unterschiedlich und hing sowohl von einzelnen Personen als auch vom jeweiligen Milieu ab. Hinzu kamen individuelle Unterschiede: Manche Jugendlichen fühlten sich von der NS-Jugend angesprochen, andere interessierten sich nicht für sie und wieder andere lehnten sie aus oft sehr unterschiedlichen Gründen voller Überzeugung ab.
Inhalt
Über diese Medienstation
Werbung
03:50 Min.
Faszination
07:07 Min.
Indoktrination
08:51 Min.
Zwang und Laisser-faire
06:18 Min.
Für die Hitlerjugend wurde vor allem an den Schulen viel Werbung gemacht. Manche nationalsozialistisch orientierten Lehrer legten ihren Ehrgeiz darein, möglichst die ganze Klasse anzumelden. Doch es waren auch die Kinder selbst, die für einen fortwährenden Mitgliederzuwachs sorgten. Wenn die meisten Klassenkameraden schon Mitglied waren, schlossen sich bald auch alle anderen an. So wurde die Mitgliedschaft schließlich als etwas Selbstverständliches betrachtet.
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Die Hitlerjugend übte mit ihren Aufmärschen, ihrer einheitlichen Uniformierung und ihrem gesamten Aktionismus auf viele Kinder und Jugendliche eine starke Faszination aus. Dadurch entstand vielfach der Wunsch, sich dieser „Gemeinschaft“ anzuschließen.
Bei manchen Mädchen kam hinzu, dass der BDM eine Möglichkeit bot, den häuslichen Zwängen zu entkommen und sich zusammen mit Gleichaltrigen neue Freizeitmöglichkeiten zu erschließen.
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In der Hitlerjugend gab es bestimmte ideologische Inhalte, mit denen die Jugendlichen immer wieder konfrontiert wurden, so dass sie schließlich als Selbstverständlichkeit erschienen. Dazu zählten Nationalismus, die Rollenzuschreibung vom Mann als Soldat und von der Frau als Hausfrau und Mutter sowie Antikommunismus und Antisemitismus.
Manche Zeitzeugen können sich an politische Schulungen zwar nicht erinnern – doch dass sie NS-Lieder, nicht zuletzt solche mit antisemitischen Inhalten gesungen haben, wissen sie noch gut.
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Der Druck auf Jugendliche in Dörfern und Städten, sich der Hitlerjugend anzuschließen, fiel sehr unterschiedlich aus. So gab es durchaus ländliche Regionen, in denen die Hitlerjugend kaum existent war, weil sich niemand so recht um sie kümmerte. Selbst nach Einführung der Jugenddienstpflicht wurde hier gegen Unwillige nicht vorgegangen. Vor allem in Städten hingegen gab es Lehrer, die einfach ganze Klassenverbände anmeldeten. Es gab Lehrherren, die Lehrstellen nur an HJ-Mitglieder vergaben. Und es gab Führer, die „Schwänzer“ durch die Polizei abholen ließen.
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