Unser heutiges Familienbild weicht stark von jenem vor 80 oder 90 Jahren ab. Alleinerziehende Mütter oder Väter waren damals ebenso unbekannt wie etwa der Begriff der „Patchwork-Familie“. In den 1920er- und 1930er-Jahren war hingegen sehr wichtig, welchem „Milieu“ man angehörte. Religion, Traditionen und der Zugehörigkeit zu einem politischen Lager kam dabei eine große Bedeutung zu.
Zeitzeugen erinnern an sich an ihre Kindheit und vermitteln so – oft sehr unterschiedliche – Eindrücke über ihr Aufwachsen und ihre familiäre Erziehung.
Inhalt
Über diese Medienstation
Soziale Lage
08:51 Min.
Gegner
08:20 Min.
Anhänger und Mitläufer
08:04 Min.
Religion
07:50 Min.
Antisemitismus
03:51 Min.
In Zeiten von Inflation, Wirtschaftskrisen und hoher Arbeitslosigkeit spitzte sich die soziale Lage in immer mehr Familien dramatisch zu. Auch wenn viele Eltern bemüht waren, die Schwierigkeiten vor ihren Kindern zu verbergen, wurden diese von den Folgen wachsender wirtschaftlicher Probleme oft besonders hart betroffen. In vielen Fällen prägten Krisenerfahrungen Kindheit und Jugend und damit auch das Denken und Handeln der Heranwachsenden.
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Der Nationalsozialismus wurde keineswegs von der gesamten Gesellschaft begrüßt. Die Gründe für die Ablehnung lagen zu einem großen Teil in einer anderen politischen Orientierung und insbesondere in einer starken Religiosität begründet. Mit politisch linksstehenden Kräften, insbesondere den Anhängern der KPD, kam es zu teilweise brutalen Auseinandersetzungen.
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Die Machtübernahme der Nationalsozialisten war für viele Menschen mit Hoffnungen verbunden – Hoffnungen auf einen Aufschwung der Wirtschaft, auf die Beseitigung der Arbeitslosigkeit oder auf ein Zurückdrängen des Kommunismus. So kam es zu zahlreichen Beitritten in die NSDAP und deren Gliederungen. Neben der politischen Überzeugung spielten hier jedoch auch Zwänge wie die Sicherung des Arbeitsplatzes und nicht selten Opportunismus eine Rolle.
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Religion war für viele Menschen ein selbstverständlicher Teil ihres Alltagslebens. Die Konfessionen prägten in einem starken Maß die verschiedenen Milieus, und es gab wenig Austausch zwischen diesen Gruppen. Daneben machte sich besonders in den Städten aber auch bereits eine Tendenz zur Entkirchlichung bemerkbar. Religion verlor an Bedeutung und machte einer indifferenten, teils auch ablehnenden Haltung Platz.
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Nur wenige Zeitzeugen sprechen offen darüber, mit antijüdischen Ressentiments aufgewachsen zu sein oder sich sogar an antijüdischer Hetze beteiligt zu haben. Eindrückliche Erinnerungen gibt es an das Pogrom vom November 1938, auf das die damaligen Kinder mit Erstaunen, Unverständnis, Indifferenz aber auch Entsetzen reagierten.
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