Kunstmaler
Mitglied der Blauen Blusen
Schnellzeichner, Regisseur
geboren am 17. Februar 1900 in Köln
verstorben 23. August 1959 in Remscheid
Der Vater, ein Bäckermeister, stirbt mit 40 Jahren, als der Sohn gerade neun Jahre alt ist. Die Mutter, eine strenggläubige Frau, muss vier Kinder versorgen. Nach einer erneuten Heirat der Mutter und zwei weiteren Kindern gerät die Familie durch den Stiefvater in finanzielle Nöte, es folgt die Scheidung.
Peter Josef Paffenholz beendet mit 14 Jahren die Volksschule, er beginnt zunächst eine Lehre als Frisör, dann in einem photographischen Atelier: »dauernder Wechsel der Lehrstellen und Tätigkeiten mit Krieg und Kriegsgeschrei«, wie er selbst rückblickend schreibt. Kurz vor Kriegsende wird er noch an die Front geschickt.
Peter Josef Paffenholz studiert für kurze Zeit an der Kunstgewerbeschule in Köln. Als Künstler ist er ein Allroundtalent: Er ist Maler, entwirft Filmplakate und Theaterkostüme, fertigt Holzschnitte für Buchdrucke an und betätigt sich mit Erfolg als Zeichner und Karikaturist. Er schließt sich der »Gruppe progressiver Künstler« an, so bekommt er Kontakt zu den Kölner Malern Heinrich Hoerle und Franz Wilhelm Seiwert.
Von Mitte der 1920er Jahre an fertigt er Bühnenbilder für verschiedene Kölner Theateraufführungen und Revuen an. 1927/28 zeigt er in ersten Ausstellungen seine künstlerischen Arbeiten. Für die »WERAG«, die Zeitschrift des Westdeutschen Rundfunks, ist er als Illustrator tätig, er fertigt Fotomontagen an, karikiert Künstler und illustriert Kurzgeschichten.
Seit Anfang der 1920er Jahre lebt er mit Anna Maria Lossen zusammen, einer elf Jahre älteren, geschiedenen Frau mit zwei Kindern aus erster Ehe. Auch für die Weimarer Republik noch ungewöhnlich, heiratet das Paar 1924, ein Jahr nachdem die gemeinsame Tochter zur Welt gekommen ist. Die junge Familie lebt in ärmlichen Verhältnissen. Peter Josef Paffenholz berichtet 1946, dass er jede Arbeit angenommen habe, um die Familie zu ernähren, da sie von der Kunst nicht leben konnten. Er arbeitet in dieser Zeit als Anstreicher oder auch als Platzanweiser. 1927 bezieht die Familie dank der Unterstützung eines Freundes eine größere Wohnung im Arbeiterstadtteil Köln-Vingst.
Die Eheleute engagieren sich politisch. Seine Ehefrau ist eine glühende Kommunistin, sie sammelt Geld für die Rote Hilfe und nimmt an Demonstrationen für die Abschaffung des § 218 teil. Der Haushalt der Eheleute Paffenholz wird zu einem Treffpunkt für Kommunisten, hier werden hitzige politische Debatten geführt, wird aber auch praktische Hilfe geleistet: Man kocht für arme Familien, und Genossen aus dem Ausland finden ein Nachtquartier.
Josef Peter Paffenholz tritt 1926 in die KPD ein, seitdem gestaltet Flugblätter und Drucksachen; für die »Sozialistische Republik« zeichnet er Karikaturen. Er wird Mitglied der »Assoziation Revolutionärer Bildender Künstler«, einer kommunistischen Organisation, der er seit 1929 vorsteht.
Peter Josef Paffenholz engagiert sich auch in der Kommunalpolitik: Am 20. November 1931 wird er als Listennachrücker Stadtverordneter für die KPD. Im Sozialausschuss setzt er sich für die Bedürftigen ein.
Bei den »Blauen Blusen« führt Peter Josef Paffenholz gelegentlich Regie, auf der Bühne gibt er den Schnellzeichner. Seiner Tochter beschreibt er die Kunst des Schnellzeichnens als »kleine Schummelei«: Die Staffelei präpariert er mit den großen Papierbögen. Zu Hause hat er die Köpfe, die später auf der Bühne vor Publikum gezeichnet werden, mit Magermilch auf das Papier aufgetragen. Er weiß im Voraus, dass das Publikum immer wieder dieselben Politikerköpfe als Karikatur fordert: Hitler, Göring, Goebbels. Diese zeichnet er nun vor, wobei man die Umrisse nur aus der Nähe sehen kann. Während der Vorstellung zeichnet er dann mit Kohle über die Magermilch, auf der Magermilch bleibt die Kohle haften, der Rest fällt herunter. So entstehe die Schnellzeichnung.
Bereits am 1. März 1933 wird Josef Peter Paffenholz verhaftet und in »Schutzhaft« genommen. Nach einem Zellenkoller bricht er zusammen, überraschend wird er wegen Haftunfähigkeit am 30. April 1933 entlassen.
Vorher nötigt ihn die Gestapo noch, ein Plakat für die NSDAP zum 1. Mai zu fertigen. Auf dem Plakat ist deutlich sein Signet »P.« zu erkennen, deshalb wird er von den Parteigenossen als Renegat verachtet. Diese Arbeit für die NSDAP schützt ihn nicht vor weiteren Verhören, Vorladungen und Hausdurchsuchungen. Im April 1934 werden in seiner Wohnung Photographien beschlagnahmt. Anlass ist eine böswillige anonyme Denunziation seiner Tätigkeit für die KPD. Die Gestapo verhört Paffenholz, unternimmt aber weiter nichts gegen ihn. Während der Haftzeit unterstützen Hausbewohner die Familie.
Paffenholz verliert seine Stelle beim Westdeutschen Rundfunk und steht ohne festes Einkommen da; nur gelegentlich erhält er unter der Hand kleinere Aufträge für Buchverlage und von der Bibliophilen Gesellschaft in Köln. Neben dem psychischen Druck wegen der ständigen Beobachtung durch die Gestapo, der andauernden finanziellen Notlage der Familie setzt ihm auch das nach der Haftentlassung ausgesprochene Berufsverbot zu.
Heimlich malt er weiter, sozial- und politikkritische Arbeiten und Porträtstudien. Ein Motiv, das ihn sein Leben lang beschäftigt, Goethes Faust, ist sein letztes komplexes Werk. Vier Jahre, von 1942 bis 1946, arbeitet er, aus gesundheitlichen Gründen mit Unterbrechungen, an einer Holzschnittserie.
Peter Josef Paffenholz wird, wahrscheinlich im August 1944, erneut verhaftet und im Messelager Köln-Deutz interniert. Er kann das Lager bereits einen Monat später wieder verlassen. Die Gründe der Entlassung sind nicht gesichert. Die letzten Monate bis zum Kriegsende hält er sich in einem Stall am Rande von Ründeroth versteckt, wo die Familie seit 1942 lebt.
1953 stirbt seine schwerkranke Ehefrau, ein Jahr später heiratet er ein zweites Mal, Maria Magdalena Elmpt, die drei Töchter mit in die Ehe bringt. Im Alter von 55 Jahren wird er noch einmal Vater. Die beiden eigenen Töchter treten in die Fußstapfen ihres Vaters und werden Künstlerinnen.
Seit Kriegsende kämpft Peter Josef Paffenholz um die Anerkennung als Verfolgter des NS-Regimes. Einem Antrag auf Entschädigung für die erlittene Schutzhaft wird stattgegeben, die Auszahlung des Entschädigungsbetrages soll allerdings erst nach dem 60. Lebensjahr erfolgen. Peter Josef Paffenholz ist Mitte der 1950er Jahre bereits schwer krank, trotzdem erhebt er Einspruch gegen die demütigende Maßnahme.
1952 wird eine Entschädigung wegen Schadens an Körper und Gesundheit abgelehnt. Während in einem Gutachten der Arzt ihn als »sehr vorzeitig gealtert« und fügt dem hinzu, man könne »diesen bedauernswerten und fortschreitenden Krankheitszustand nur der Verfolgung zuschreiben«, bagatellisieren andere Ärzte seine Leiden und sehen keinen Zusammenhang mit den Haftzeiten und stetigen Verfolgungsbedrohungen gestellt. Peter Josef Paffenholz legt gegen den Bescheid Beschwerde ein, das Ende des Verfahrens erlebt er nicht mehr. Am 23. August 1959 stirbt Peter Josef Paffenholz im Alter von 59 Jahren in Remscheid.