Jugendliche in der „Steinbrück-Gruppe“
Die „Steinbrück-Gruppe“ selbst hatte nichts mit „Edelweißpiraten“ zu tun. Allerdings kamen einige Jugendliche, die zuvor zu den Ehrenfelder „Edelweißpiraten“ gezählt hatten, im Sommer 1944 in Kontakt mit Steinbrück, dessen Anweisungen sie seitdem befolgten. An Fahrten oder anderen Aktivitäten ihrer früheren Gruppen nahmen sie nun nicht mehr teil, sondern beschafften stattdessen weisungsgemäß Waffen. Warnungen, die gefährliche Nähe zu Steinbrück zu meiden, ignorierten sie.
Franz Rheinberger und Bartholomäus Schink, beide 1927 geboren, hatten sich im Juni 1944 am Bunker Körnerstraße kennen gelernt. Rheinberger, der zeitweise ein Edelweißabzeichen am Hut trug, führte Schink in die Gruppe von „Edelweißpiraten“ ein, die sich am „Ehrenfelder Loch“ im inneren Grüngürtel traf. Bald erschien beiden jedoch der Kontakt zu Hans Steinbrück interessanter; sie suchten den Treffpunkt daher nicht mehr auf.
Teile von Ehrenfeld glichen im Jahr 1944 eher einer Trümmerwüste denn einem Wohngebiet. Soziale Strukturen mussten sich unter solchen Bedingungen zusehends auflösen. Franz Rheinberger etwa hatte bereits im April 1944 seine Arbeitsstelle wegen „Bummelns“ verloren und arbeitete illegal auf einer Baustelle, wo er Hans Steinbrück kennen lernte. Das Elternhaus von Adi Sch. war am 29. Juni 1943 völlig zerstört worden. Danach wohnte er „an verschiedenen Stellen Kölns“.
Aufgrund der Zerstörungen bot sich Ehrenfeld als Rückzugsgebiet für illegal lebende Menschen an. Ob geflohene Zwangsarbeiter oder Deserteure - in den Kellern zerstörter Häuser fanden viele eine notdürftige Bleibe. Hierhin verschlug es auch den aus dem Messelager geflohenen Hans Steinbrück, der dann einen heterogenen Kreis um sich scharrte, der kaum als feste „Gruppe“ bezeichnet werden kann, sondern sich eher durch sehr unterschiedliche Interessen auszeichnete.
Günter Schwarz, wie Steinbrück in einem Haus in der Schönsteinstraße wohnend, hatte im Sommer 1944 noch Fahrten mit „Edelweißpiraten“ unternommen. Er kann als Beispiel für jene Jugendliche gelten, die von dem gerade 24jährigen draufgängerischen Steinbrück fasziniert waren, der mit ihnen Völkerball, Karten und Mundharmonika spielte und spannende Abenteuergeschichten erzählte. Gerade Jugendliche, denen die Väter fehlten, lehnten sich eng an ein solches Vorbild an.
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