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Rösrath

Kölner Navajos im Rösrather "Ammerländchen", 1930er Jahre

Im Jahr 1928 legten einige Rösrather Bürger im Ammerland - einem Abschnitt im Flußtal der Sülz zwischen Rösrath und Hoffnungsthal - ein Flussschwimmbad an, das wegen seiner überaus idyllischen Lage sehr bald regen Zuspruch fand und Badegäste nicht nur aus den umliegenden Gemeinden, sondern auch aus Köln anzog. Ein Mitglied des zum Unterhalt des Bades gegründeten "Strandbadvereins Rösrath" verstieg sich gar zur Behautung, "daß es wohl in der ganzen Rheinprovinz kaum ein Strandbad gebe, daß eine schönere Lage hat".

Das Ammerland - oder wie sie es nannten, das "Ammerländchen" - war ein bevorzugtes Fahrtenziel der Navajo-Gruppe vom Georgplatz. Theodor B. , der drei solcher Fahrten mitgemacht hatte, führte hierzu vor der Gestapo aus: "Dort trafen wir immer andere Jungens, die so gekleidet waren wie wir auch." Aus der Kölner Innenstadt seien das stets um die 15 Jugendliche gewesen, wobei anzunehmen ist, dass insbesondere aus dem rechtsrheinischen Köln weitere "Navajos" hinzu kamen. Man habe dort "gemeinsam Lieder gesungen", wobei Berres angab, sich nur noch an eines mit der Zeile "Wir waren schon hier und dort" erinnern zu können.

Wilhelm M. gab zu Protokoll, er sei zumindest zweimal im "Ammerländchen" gewesen, "wo sich die Navajos aller Stadtteile" getroffen hätten.

In seinem Abschlussbericht, in dem er seine Erkenntnisse aus den Vernehmungen der bei der Razzia am 21. Oktober 1937 festgenommenen Jugendlichen zusammenfasste, sah der Kölner Gestapobeamte Schmitz gerade in der Tatsache, das sämtliche Kölner Navajogruppen offenbar das "Ammerländchen" als "ständig angelaufenes Reiseziel" auserkoren hatten, einen Beweis für deren vorgeblichen organisatorischen Zusammenhalt. "Hier trafen sich die Burschen aus dem ganzen Kölner Stadtgebiet mit ihrem weiblichen Anhang. Sie sangen dort die verbotenen Lieder, zelteten und führten Gespräche, die sich um ihre bündischen Bestrebungen handelten. Auch in sittlicher Hinsicht benahmen sich die Burschen mit ihren Mädels in ungebührlichster Weise."

Das Ammerländchen, so sagte Josef D. - ein Mitglied des "Singkreises" - im Januar 1938 aus, habe er wie "Haus Steeg" nie aufgesucht, da der Platz einen "schlechten Ruf" habe. "Dort verkehrten meines Wissens die sog. Navajos, mit denen wir nichts zu tun haben wollten."

Das Ammerländchen bot nach Aussage der Jugendlichen Elisabeth P. vor der Gestapo im Dezember 1937, stets die Möglichkeit, weitere Jugendliche kennenzulernen, denen man sich anschließen konnte: "Unterwegs wurde mit den übrigen Burschen und Mädels, die wir trafen, gesungen und allerhand Scherze getrieben. Ich hörte auch bei einer solchen Gelegenheit das Lied: "Höre Rübezahl was wir dir klagen, die bündische Jugend ist nicht mehr frei" "Schwingt den Spaten der Kittelbach-Piraten, Schlagt die Bündische Jugend wieder frei."