Anastylose
Der Begriff Anastylose steht für die Rekonstruktion historischer Befunde mit Orginalteilen. In diesem Fall wurden die Orginalteile sorgfältig geborgen, registriert und anschließend durch den Einsatz erfahrener Restauratoren und Steinmetze mithilfe der alten Grabungspläne, 3D-Modellen, die aus alten Fotos entwickelt wurden und dem Orginalbefund der Konstruktion, die noch erhalten war, wieder an ihrem originalen Ort versetzt.
Keller unter der Bimah
Das neben dem Thoraschrein wichtigste Ausstattungsstück der Synagoge, die Bimah, wurde mittlerweile aus über 3000 Bruchstücken rekonstruiert. Die Bimah, auch als Almemor bezeichnet, war die Lesekanzel in der Mitte der Synagoge. Sie war bekrönt mit einer Serie von Kreuzblumen, umstanden von Pfeilerbündeln mit floralen Kapitellen und versehen mit Zackenbögen, in denen Vögel und kleine Tiere sich zwischen Weinlaub tummeln. Die Bimah wurde wahrscheinlich um 1280 von französischen Handwerkern der Dombauhütte geschaffen. Sie ist damit ein einzigartiges Zeugnis des Zusammenlebens von Juden und Christen in dieser Zeit.
Dieses Meisterwerk gotischer Kleinarchitektur wurde während des Pogroms 1349 zerschlagen, die Eisenteile herausgerissen und mit den Bruchstücken der Keller unter dem Bimahpodest verfüllt.
Der Keller unter der Bimah wurde 1956 durch Otto Doppelfeld ergraben. Er interpretierte diesen Raum noch als Genisah, ein Raum zur Aufbewahrung unbrauchbar gewordener Kultgegenstände. Die abgenutzte Treppe, die Lichtnischen und Luftschächten sprechen allerdings gegen eine solche Interpretation. Heute wird der Raum als Schatzraum zur Aufbewahrung wichtiger Gegenstände und Dokumente der jüdischen Gemeinde interpretiert.
1957 wurde der Platz nach Beendigung der Grabungen einplaniert. und rund einen Meter abgetragen. Dabei wurden alle höher gelegenen Strukturen zerstört, wie Thoraschrein, Bänke, aber auch der obere Teil des Kellers unter der Bimah. Viele Fragmente davon fielen in die alten Grabungsschnitte und konnten in der Folge nach 2007 geborgen werden.
Rekonstruktion
... der Bimah als 3D-Modell
Die Bimah, die Lesekanzel der Synagoge, wurde aus mehreren hundert Einzelteilen rekonstruiert. Da nicht alle Stücke aneinander passen und auch nur ein gewisser Prozentsatz des gesamten Bauwerks erhalten ist, wurde die Bimah, die auch Almemor genannt wird, virtuell aus den einzelnen erfassten und dreidimensional eingescannten Fragmenten neu rekonstruiert und zu einem stimmigen Gesamtbild zusammengefügt. Das Projekt wurde von dem Archäologen Ertan Özcan durchgeführt.