Bereich der Synagoge
In der Zeit von November 2008 bis Juni 2014 waren der Bereich der Synagoge (Männerschule), Teile der Frauensynagoge und die umgebende Bebauung bis zur ehemaligen Jerusalemsgasse unter dem markanten Grabungszelt auf dem Rathausplatz konserviert.
Zahlreiche Einzelergebnisse zu den Bauphasen und zur Ausstattung der Synagoge wurden dadurch gewonnen. So lässt sich das neben dem Thoraschrein wichtigste Ausstattungsstück, die Bimah, mittlerweile aus über 3000 Bruchstücken rekonstruieren. Die Bimah, auch als Almemor bezeichnet, war die Lesekanzel im Zentrum der Synagoge und wurde wahrscheinlich um 1280 von französischen Handwerkern der Dombauhütte geschaffen. Sie ist damit ein einzigartiges Zeugnis des Zusammenlebens von Juden und Christen in dieser Zeit.
Über das Pogrom des Jahres 1349 erbrachten die Grabungen noch weitere neue Ergebnisse: Über die Zusammensetzung des Schuttes, mit dem die Keller der zerstörten Häuser auf dem nördlichen Teil des Viertels verfüllt wurden, konnten Ausstattungselemente der Synagoge wie die des Thoraschreines oder der Bimah identifiziert werden. Bislang konnten der Schutt des Pogroms in einem Radius bis zu 60m um die Synagoge herum nachgewiesen werden.
Aber auch zur zweiten jüdischen Gemeinde nach 1372 liegen archäologische Belege vor:
Bedeutsame Funde aus einer Kloake, die zur Wohnung des Rabbiners im Obergeschoss der Synagoge gehörte, stammen aus der Zeit nach 1372 und geben einen einzigartigen Einblick in die Lebenswelt einer jüdischen Familie.