Praetorium - römischer Statthalterpalast
Das Praetorium war der Amtssitz des Statthalters in der Hauptstadt Köln der römischen Provinz Niedergermanien. Es handelte sich um den bedeutendsten offiziellen Bau der Stadt und den wichtigsten römischen Palast am Rhein. Das Praetorium war und blieb Mittelpunkt einer planmäßigen Entwicklung und Besiedlung von Stadt und Region und kann somit als politisch-administrative Wiege der Region bezeichnet werden.
Erhalten sind Reste aus allen Epochen des mehrphasigen Baus von der Zeit um Christi Geburt an. Komplett zugänglich und sichtbar sind aber vor allem die Mauern des monumentalen Palastes des 4. Jahrhunderts. Die Anlage besteht aus einem zentralen oktogonalen Raum, flankiert von zwei rechteckigen Hallen und anschließenden Sälen mit Apsis. Zum Rhein hin verlief eine Galerie (Porticus) vor Raumfluchten, nach Westen erstreckten sich weitläufige Höfe, die über die Grenze der Archäologischen Zone hinausreichen.
Das Fundmaterial umfasst neben Keramik bisher eine reiche Ausstattung an Wandmalerei und marmornen Wand- und Bodenverkleidungen und Mosaik, sowie Reste von Großskulpturen und Inschriften aus Marmor, Kalk und Tuff, sowie bedeutende Keramik- und Glasfunde und Handwerksreste.
Möglicherweise beendete eine Naturkatastrophe die Geschichte der Residenz. Die Spuren sind im Bau noch deutlich an Rissen und Versetzungen zu erkennen. Das seismologische Institut der Universität Köln führte zusammen mit der Erdbebenwarte Bensberg ein dreijähriges, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstütztes Forschungsprojekt durch, das ein Erdbeben als Ursache für die Schäden eher ausschließt.
Studioausstellung im Praetorium
Funde aus zwei Jahrtausenden aus den Grabungen am Rathausplatz
Die jetzt abgeschlossenen Grabungen am Rathausplatz haben seit 2007 eine Vielzahl an unterschiedlichen Funden hervorgebracht. Im Gegensatz zu Befunden (unbewegliche Strukturen wie Mauern, Gruben, Brunnen, etc.), handelt es sich bei Funden um bewegliche Gegenstände wie z.B. Keramik, Tierknochen, Metall, Inschriften, bis zu modernen Gegenständen, die aus dem Schutt des Zweiten Weltkrieges stammen. Funde sind eine reiche Informationsquelle zur Erschließung der Lebensweise vergangener Jahrhunderte. Die in der Studioausstellung präsentierten Objekte überspannen einen zeitlichen Bogen von ca. 2000 Jahren, von der römischen Wandmalerei über ein vor 1349 datiertes Schieferfragment mit hebräischem Graffiti, das neuzeitliche Fenstergewände aus der Vorhalle des Rathauses bis zu Waschutensilien aus der Zeit vor den Bombenangriffen 1942/43.